Bestand an Schreiadlern nahezu unverändert

In Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg leben die letzen Schreiadler DeutschlandsAuch 2013 ist die Zahl an Schreiadler-Brutpaaren in Deutschland auf bedrohlich niedrigem Niveau. Zwar kamen seit 2011 vier Brutpaare hinzu, doch ist der geringe Anstieg keineswegs ermutigend. Das zeigt auch die vor kurzem veröffentlichte „Rote Liste wandernder Vogelarten“, die den Schreiadler als „Rote Liste wandernder Vogelarten“ ausweist. In Mecklenburg-Vorpommern wurden im vergangenen Jahr 87 Brutpaare gezählt, im Bundesland Brandenburg waren es 23. In Sachsen-Anhalt wurde bereits 2012 der letzte Brutplatz von Schreiadlern aufgegeben. Zum Vergleich: Um 1900 war der Schreiadler noch flächendeckend in den nordöstlichen Bundesländern anzutreffen. Sogar in Bayern gab es einige Brutpaare.

 

Die Schreiadler-Experten Dr. Wolfgang Scheller aus Mecklenburg-Vorpommern und Dr. Torsten Langgemach aus Brandenburg sind sich einig: Bei der nur geringen Zunahme von Brutpaaren in den letzten Jahren kann noch nicht von einem Populationsanstieg gesprochen werden. Die Probleme des Schreiadlers sind in den vergangenen Jahren eher schlimmer geworden: Mit der Abschaffung der sogenannten konjunkturellen Stilllegung im Jahr 2007 sind viele wertvolle Nahrungsflächen für die Greifvögel verloren gegangen.

 

Die Ursache für den Rückgang von Schreiadlern in den vergangenen Jahrzehnten liegt vor allem in der Intensivierung der Land- und Forstwirtschaft. In einem Modellprojekt, das durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) und das Land Mecklenburg-Vorpommern maßgeblich gefördert wird, erprobt die Deutsche Wildtier Stiftung, wie man gemeinsam mit Land- und Forstwirten die Schreiadler-Lebensräume verbessern und erhalten kann. Darüber hinaus haben die Projektpartner Vorschläge für eine schreiadlergerechte Gestaltung von öffentlichen Förderinstrumenten erarbeitet. Denn die Neugestaltung der Gemeinsamen Agrarpolitik der Europäischen Union (GAP) ab dem Jahr 2014 bietet die Chance, im Rahmen der ländlichen Entwicklung gezielt Naturschutzprogramme zum Schutz der letzten Schreiadler-Lebensräume aufzulegen. Entstanden ist ein Leitfaden mit Vorschlägen für zukünftige Wald- und Agrarumweltmaßnahmen, die verschiedene Arten der Finanzierung und der Vertragsgestaltung berücksichtigen und eine bedarfsgerechte Fortschreibung bzw. Entwicklung von geeigneten Förderinstrumenten in den Bundesländern ermöglichen.

Neue Rote Liste wandernder Vogelarten: Schreiadler „vom Erlöschen bedroht“

Rote Liste wandernder VogelartenDas Bundesamt für Naturschutz (BfN) hat gemeinsam mit dem Deutschen Rat für Vogelschutz (DRV) erstmals eine Rote Liste wandernder Vogelarten vorgelegt. Demnach stehen rund 25% aller Zugvogelarten auf der Liste und werden als bestandsgefährdet eingestuft. Auch der Schreiadler ist gelistet. Eingestuft in der Kategorie 1 wird der Greifvogel als „vom Erlöschen bedroht“ ausgewiesen. Heißt: Nur durch Hilfs- und Schutzmaßnahmen kann diese Vogelart überhaupt in Deutschland fortbestehen. Damit ist der Schreiadler einer von 16 Vogelarten, wie Triel, Brandgans, Sumpfohreule oder Goldregenpfeifer, um die es besonders schlecht steht.

 

„Bedroht sind vor allem die weitziehenden Arten, die bis südlich der Sahara fliegen, während solche mit nur kurzen Wanderungen innerhalb Europas weniger gefährdet sind“, erklärt Prof. Beate Jessel, Präsidentin des BfN.

 

Doch gegen die Bedrohung von Zugvögel hilft vor allem nur eins: internationale Zusammenarbeit und internationaler Schutz der Arten. Zugvögel kennen schließlich keine Landesgrenzen. Daher unterstützt die Deutsche Wildtier Stiftung internationale Bemühungen zum Schutz von ziehenden Arten wie dem Schreiadler. Sie analysiert die jagd- und naturschutzrechtliche Situation in relevanten Ländern entlang der Zugroute, kooperiert mit internationalen Jagdorganisationen wie dem Internationalen Rat zur Erhaltung des Wildes und der Jagd (CIC) für die Problematik der illegalen Jagd auf den Schreiadler und eröffnet und vermittelt Kontakte zum Sekretariat der „Bonner Konvention“ (Übereinkommen zur Erhaltung wandernder wild lebender Tierarten [CMS]) in Bonn und in Abu Dhabi.

Rückkehr der Schreiadler zeitnah erwartet

Schreiadler im HorstDie Rückkehr der Stars aus „Adler-TV“ lässt weiter auf sich warten. Trotz des milden Winters und warmen Frühlings ist das Schreiadler-Brutpaar noch nicht nach Lettland zurückgekehrt. Besenderte Schreiadler zeigen: Viele der Vögel sind noch auf dem Frühjahrzug und derzeit in Ländern wie Rumänien, Tschechien, Ukraine und Bulgarien. Damit haben sie den größten und gefährlichsten Weg bereits hinter sich. Doch in der Nähe der Drehorte von „Adler-TV“ wurde bereits ein Schreiadler-Pärchen bei der Paarung beobachtet.

 

Unser Horst ist also vorerst noch leer, die Web-Kamera aus. Doch das wird sich in den nächsten Tagen hoffentlich ändern. Übrigens: Die Kamera ist nicht nur zur Freude der Schreiadler-Beobachter angebracht worden. Sie ist Teil eines lettischen Forschungsprojektes, bei dem unter anderem die Nahrungszusammensetzung für Schreiadler-Küken untersucht wird. Positiver Nebeneffekt der Forschungsarbeiten: Naturfreunde können die Brut der Schreiadler hautnah beobachten.

Schreiadler verhindert Windpark in Mecklenburg-Vorpommern

In der Region zwischen Rostock und Malchin leben fast 30 % aller Schreiadler in Deutschland. Nun hat der vom Aussterben bedrohte Vogel in der Nähe von Gnoien im Landkreis Rostock einen geplanten Windpark aus 18 Windkraftanlagen verhindert. „Der Schreiadler hat gewonnen“, verkündete Gnoiens Bürgermeister Hans-Georg Schörner. In der nahegelegenen Stadt Neukalen formieren sich währenddessen weitere Gegner von Windkraftanlagen. Hier hält man auch Ausschau nach Schreiadlern. Allerdings ist erst Ende April mit einer  Stellungnahme des Bürgermeisters zu dem geplanten Windpark geplant.

 

Windkraftanlagen können einen negativen Einfluss auf die Qualität von Schreiadler-Lebensräumen haben. Sie haben eine direkte Scheuchwirkung und verfremden den Lebensraum, was den empfindlichen „Pommernadler“ bereits zur Aufgabe seines Brutgebietes veranlassen kann. Aus diesem Grund müssen Windenergieanlagen mindestens 3 Kilometer Abstand zu einem Brutplatz des Schreiadlers haben.

Schreiadler auf dem Rückweg

Die ersten Störche, Kraniche und Rotmilane wurden bereits gesichtet. Weil der Wind derzeit aus Süden weht, beschleunigt sich der Rückflug vieler Zugvögel. Sie haben gewissermaßen Rückenwind und sparen so Energie. Auch die Schreiadler haben sich aus ihren Überwinterungsgebieten im Süden Afrikas bereits auf den Weg gemacht. So wurden im ostafrikanischen Tansania bereits die ersten Schreiadler auf ihrem Rückflug beobachtet.

 

Auf ihrem Flug erreichen sie Spitzengeschwindigkeiten von bis zu hundert Stundenkilometern, ihre Durchschnittsgeschwindigkeit liegt zwischen 50 und 80 km/h. Bis zu 300 Kilometer legen die Schreiadler an nur einem Tag zurück.

 

In Deutschland werden die Schreiadler allerdings erst gegen Anfang April erwartet. Dann kehren sie in ihre letzten Brutgebiete in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg zurück.

Schreiadler brütet wieder in Tschechien

 

Seit Ende der 1980er Jahre hat es in der Tschechischen Republik keinen Brutnachweis eines Schreiadlers mehr gegeben. Mehr als 20 Jahre später gibt es jetzt aus Böhmen eine erfreuliche Nachricht: Sowohl 2012 als auch 2013 hat ein Schreiadler im Süden des Böhmerwaldes erfolgreich gebrütet. Ungewöhnlich: Der Horst befand sich auf einer Fichte inmitten einer Kiefernmonokultur.

 

Schon in den Jahren zuvor gab es mehrfach Vermutungen, dass der Schreiadler wieder zurück in Tschechien ist. Seit 2007 wurden Schreiadler mehrfach gesichtet. Belege für eine Brut fanden sich jedoch bis dahin keine. Es ist sogar nicht auszuschließen, dass sich längst weitere Brutpaare in Tschechien befinden. So wurden im Jahr 2010 Schreiadler in Duppauer Gebirge (Doupovské hory) und 2011 in der Nähe von Marienbad (Mariánské Lázně) in der Nähe der Deutschen Grenze beobachtet.

 

Zurzeit befinden sich aber tschechische wie deutsche Schreiadler im südlichen Afrika. Erst im Februar machen sich die Zugvögel auf den Weg in ihre Brutgebiete in Europa.

 

Quelle: Bušek, O. & Schröpfer, L. (2013): Ein ganz neues Brutvorkommen des Schreiadlers (Aquila pomarina) in Westböhmen. Vogelwarte 15 (2013), S. 259.