Schreiadler-Küken wird zu Habicht-Beute

Das Küken in dem lettischen Schreiadler-Horst, dessen Aufzucht seit Anfang Juni per webcam live im Internet verfolgt werden konnte, wurde am Sonntagmittag von einem Habicht geschlagen. Das Küken war bereits seit über einer Woche häufig allein im Adlernest und dadurch einer hohen Prädationsgefahr ausgesetzt. Auf dem Video der Habichtattacke ist zu erkennen, wie ein Habicht in der Sekunde 7 auf einem Ast am rechten oberen Bildrand landet. Erst über zwei Minuten später startet der Ansitzjäger seine Attacke und das Schreiadlerküken wird zu seiner leichten Beute.

Habichte sind geschickte Jäger, die ihre Beute meist von einem versteckten Ansitz heraus erspähen und jagen. Beim Zugriff wechseln sich mehrere rasche und kräftige Flügelschläge mit Gleitflugphasen ab. Durch seine kurzen Flügel und seinen langen Schwanz nutzen sie dabei äußerst geschickt jede sich bietende Möglichkeit zur Deckung und überrumpeln ihre Beute im letzten Moment. Das Schreiadlerküken im lettischen Horst hatte gegen diesen Feind keine Chance.

Auch Habichte sind derzeit meist noch mit der Aufzucht ihrer Jungen beschäftigt. Im Gegensatz zu den Schreiadlern sind ihre Jungvögel aber jetzt meist bereits flugfähig, werden aber in der Nähe des Horstes noch von ihren Eltern gefüttert.

Die Tatsache, dass das Schreiadler-Küken in den vergangenen Tagen häufig allein im Nest war, könnte mit einer schwierigen Nahrungssituation in der Umgebung des Horstes zu erklären sein. Je weniger Nahrung das Adlermännchen findet, desto häufiger muss auch das Weibchen mit auf die Jagd gehen, um das Küken mit ausreichend Nahrung zu versorgen. In dieser Situation ist das Küken einer deutlich erhöhten Gefahr durch natürliche Feinde ausgesetzt.