Nachwuchs bei Familie Schreiadler: Das erste Küken ist geschlüpft!

Schreiadlerküken im Nest, Aquila pomarinaNachdem „Frau“ Schreiadler 34 Tage gebrütet hat, ist am Sonntag, den 09.06.2013 das erste von zwei Küken geschlüpft. Noch ist der Nachwuchs nur ein winziges Federbällchen mit großen Augen. Die meiste Zeit verbirgt sich das Küken unter dem schützenden Altvogel. Nur hin und wieder riskiert der Winzling einen Blick in die Welt – und in die Kameralinsen von „Adler-TV“. Denn wie aus dem kleinen Küken ein stolzer Schreiadler wird, können Sie live per Mausklick über www.schreiadler.org mitverfolgen. „Adler-TV hat schon eine richtige Fan-Gemeinde“, sagt Dr. Andreas Kinser, Koordinator des Schreiadler-Schutzprogramms der Deutschen Wildtier Stiftung. „Wer einmal per Web-Kamera in den Adlerhorst geblickt hat, kann sich der Faszination nicht mehr entziehen. Wir alle sind gespannt, wie sich der Nachwuchs entwickeln wird.“ In den nächsten Tagen wird vermutlich der zweite Jungvogel schlüpfen.

 

Damit aus dem Küken ein stolzer Jungvogel wird, schaffen die Altvögel Frösche oder kleine Säugetiere wie Mäuse und Maulwürfe in den Adlerhorst, der sich im lettischen Naturreservat Teici befindet. Im Rahmen des Schreiadler-Schutzprogramms arbeitet die Deutsche Wildtier Stiftung dort mit Dr. Bergmanis zusammen, der auch die Web-Kamera installiert hat. „Der Blick in die Kinderstube des Schreiadlers ist nicht nur ein Vergnügen, sondern liefert wichtige Erkenntnisse über die Küken-Nahrung der stark gefährdeten Adler-Art“, sagt Dr. Andreas Kinser. Dank dieser Informationen können auch effektive Schutzmaßnahmen entwickelt werden, die vor allem in Deutschland nötig sind. Nur noch knapp 100 Paare brüten in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg und der Schreiadler ist bei uns damit vom Aussterben bedroht. Gemeinsam mit Land- und Forstwirten entwickelt die Deutsche Wildtier Stiftung eine schreiadlerfreundliche Landbewirtschaftung, die nicht zu wirtschaftlichen Nachteilen bei den Betrieben führt.

Was Schreiadler zum Fressen gern haben

Was steht auf dem Speiseplan eines Schreiadlers? Die Aufzeichnungen der Web-Kamera haben im letzten Jahr gezeigt, dass Frösche (51 %) und Feldmäuse (32 %) den größten Nahrungsanteil ausmachen. Einen der Anzahl nach geringen Anteil nehmen Maulwürfe ein (5 %), sie sind jedoch mit Blick auf ihre Biomasse eine ebenfalls bedeutsame Nahrungsquelle. Doch wie sieht es mit der Nahrung im Winter aus, wenn sich Schreiadler im südlichen Afrika aufhalten?

 

Im Januar 2010 konnten besenderte Schreiadler im Krüger-Nationalpark in Südafrika beobachtet werden. Dabei zeigte sich, dass eine wichtige Nahrungsquelle des Schreiadlers die Nestlinge des sogenannten Blutschnabelwebers, einer weit verbreiteten Singvogelart in Afrika, darstellen.

 

Eine weitere wichtige Nahrungsquelle sind Termiten. Dabei ist auch diese Jagdweise nicht mit der Nahrungssuche in den hiesigen Brutgebieten vergleichbar: Die Schreiadler sitzen am Fuß der bis zu sieben Meter hohen Termitenhügel und warten, bis Termiten den Hügel verlassen. Da Termiten sehr proteinreich sind, ist diese Nahrungsaufnahme sehr effektiv.

Woher hat der Schreiadler eigentlich seinen Namen?

Der Schreiadler verdankt seinen Namen dem klangvollen „tjück“-Rufen und ist grundsätzlich ein sehr ruffreudiger Vogel. Sein Ruf ist in etwa so laut, wie das Bellen eines Hundes. Der kleinste in Deutschland heimische Adler wird aber nach seinem Verbreitungsschwerpunkt bei uns auch Pommernadler genannt. Sein lateinischer Name lautet auch daher Aquila pomarina.

Wo der Schreiadler in Deutschland noch vorkommt

In Deutschland ist der Schreiadler vom Aussterben bedroht. War der Schreiadler um 1900 noch flächendeckend in den nordöstlichen Bundesländern und in Bayern anzutreffen, zählte man 2012 nur noch 108 Brutpaare in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg.

 

Wo die letzten Schreiadler in Deutschland vorkommen, finden Sie auf unserer Verbreitungskarte.

 

Weltweit rechnet man mit 15.000 bis 20.000 Schreiadler-Brutpaaren. Mit ca. 3.500 Brutpaaren gehört Lettland zum Kerngebiet der Schreiadler-Verbreitung. Etwa 20-22 % der Welt-Population lebt in dem baltischen Staat, darunter auch das Schreiadler-Pärchen der Livecam.

Ei-Ei-Ei

In 15 Metern Höhe brütet der Schreiadler. Doch wie sehen die Eier aus und wie lange müssen wir uns auf den Schreiadler-Nachwuchs noch gedulden?

In der Regel legen Schreiadler zwei Eier, in ganz seltenen Fällen sogar drei. Meist brütet dabei das Schreiadler-Weibchen, während das Männchen für die Beschaffung von Nahrung zuständig ist. Die Eier sind im Mittelmaß 62,9 x 50,7 mm groß, wiegen bis zu 80 Gramm und sind braun bis rötlich gefärbt. Häufig ist das zweite gelegte Ei kleiner – ein Nachteil entsteht für das Küken aber dadurch nicht. Noch bis Mitte Juni müssen wir uns wohl noch gedulden, schließlich beträgt die Brutdauer zwischen 37 und 41 Tagen.

Wussten Sie, dass…

Wie gehofft, brütet das Schreiadler-Weibchen auch in diesem Jahr wieder in dem Horst, an dem Ugis Bergmanis, der lettische Kooperationspartner der Deutschen Wildtier Stiftung, vor der Ankunft der Schreiadler eine Web-Kamera befestigt hatte. Doch das ist nicht selbstverständlich: Wussten Sie schon, dass ein Schreiadlerhorst häufig bereits vom Mäusebussard oder Kolkraben besetzt ist, wenn der eigentliche Hausherr im April aus seinem Winterquartier heimkehrt? Schreiadler haben daher meist in der Nähe ihres vorjährigen Horstes sogenannte Wechselhorste, in denen sie im Notfall brüten können. Ugis Bergmanis hat aber einen Trick, um frühzeitige „Hausbesetzer“ zu vertreiben: Er hatte bis kurz vor die Ankunft der Adler eine Puppe in den Schreiadlerhorst gesetzt.

Guter Start für Adler-TV

Schreiadler-EierNun ging alles ganz schnell: Mit Balzrufen und imposanten Girlandenflügen hatte das Schreiadlerpärchen tagelang umeinander geworben – mit Erfolg! Zwei Eier liegen im sorgfältig mit Laub und frischen Zweigen ausgepolsterten Adler-Horst und werden von den Vogeleltern in spe in 15 Meter Höhe bebrütet. Per Live-Kamera ist ein Blick in die zukünftige „Kinderstube“ der Küken im lettischen Naturreservat Teici jederzeit unter www.schreiadler.org möglich. „Das ist ein guter Auftakt für Adler-TV“, sagt Dr. Andreas Kinser, Schreiadler-Experte der Deutschen Wildtier Stiftung. Da Schreiadler sehr spät aus ihren Winterquartieren zurückkehren, kann man nie ganz sicher sein, welche Horste besetzt werden. „Wir sind froh, dass das Brutgeschehen auch dieses Jahr wieder vor laufenden Kameras stattfindet“, so Kinser weiter.

Horst-Besetzung! „Ehepaar Schreiadler“ hat ein Zuhause

Henne-SchreiadlerDie letzten Tage waren spannend: Das Schreiadlerpärchen ist zwar wohlbehalten aus Afrika zurückgekehrt und hat die gefahrvollen 10.000 Kilometer bis ins Brutgebiet in Lettland im Naturreservat Teici unbeschadet überstanden – doch wird sich das Schreiadler-Paar auch wieder im Horst ansiedeln? Die versteckte Kamera, die am Horst angebracht ist, übertrug die gelegentlichen „Zwischenlandungen“ des Paares. Beide waren mit der Paarung beschäftigt, dann wurde die zukünftige Kinderstube der Adler-Küken mit frischen Zweigen begrünt. „Damit ist jetzt der erste Schritt geschafft“, sagt Dr. Andreas Kinser, der Schreiadler-Experte der Deutschen Wildtier Stiftung. „Nun warten wir alle gespannt darauf, dass das Schreiadler-Paar seine Eier legt und mit dem Brüten beginnt.“ ER füttert seine Schreiadlerfrau mit „Frischfleisch“. Wenn alles wie erwartet abläuft, werden die Schreiadler-Küken vor den Augen der Zuschauer aus dem Ei schlüpfen. Ob SIE schon brütet, ist noch nicht ganz geklärt. Oder haben Sie schon ein Ei entdeckt?

Schreiadler gesichtet

In Lettland im Naturreservat Teici ist ein Schreiadler-Pärchen gesichtet worden, das dort schon in den letzten Jahren gebrütet hat. „Noch haben die Tiere den Horst nicht besetzt“, sagt Schreiadler-Experte Andreas Kinser von der Deutschen Wildtier Stiftung. „Aber wir sind sehr zuversichtlich, dass das in den nächsten Tagen passieren wird.“ Das Besondere an diesem Paar: Die Schreiadler-Eltern in spe sind die künftigen Doku-Stars einer Live-Übertragung per Web-Kamera, die versteckt in der Nähe des Horstes das Brutgeschehen übertragen wird.

 

Das Horst ist also vorerst noch leer. Doch das wird sich in den nächsten Tagen ändern. Die Web-Kamera ist nicht nur zur Freude der Schreiadler-Beobachter angebracht worden. „Sie ist Teil eines lettischen Forschungsprojektes, bei dem unter anderem die Nahrungszusammensetzung für Schreiadler-Küken untersucht wird“, sagt Dr. Andreas Kinser. „Positiver Nebeneffekt der Forschungsarbeiten ist, dass  Naturfreunde die Brut der Schreiadler hautnah beobachten können.“

 

Die vollständige Pressemitteilung finden Sie hier.

Schreiadler erreichen Europa

Schreiadler, die den Winter im südlichen Afrika verbringen, überqueren bei ihrem Heimflug nach Deutschland in diesen Tagen den Bosporus und erreichen Europa. Wer von ihnen es bis hier her geschafft hat, ist der größten Gefahr beim Rückflug entkommen. Denn der Abschuss der Schreiadler am Roten Meer gehört zu den häufigsten Todesursachen. Besonders in der Südtürkei, im Libanon und in Nordägypten gilt das Abschießen eines Greifvogels als Statussymbol und beweist die Männlichkeit des Wilderers.

 

In Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg werden die Schreiadler frühestens in der kommenden Woche erwartet. „85 Brutpaare sind im vergangenen Jahr nach Mecklenburg-Vorpommern zurückgekehrt, 23 nach Brandenburg“, sagt Dr. Wolfgang Scheller vom Büro SALIX, einer der Kooperationspartner der Deutschen Wildtier Stiftung beim Schutz des Schreiadlers.